15. September 2023

Green Energy Lab – Exkursion nach Berlin

Das gesamte Team von Green Energy Lab machte sich im September gemeinsam auf den Weg nach Berlin, um sich mit innovativen Unternehmen vor Ort auszutauschen. Gereist sind wir dabei klimaschonend mit dem Zug.

Von 12. bis 15. September reiste das Team von Green Energy Lab mit dem Nachtzug zur gemeinsamen Exkursion nach Berlin, um dort innovative Unternehmen und Projekte zu besuchen. Begleitet wurden wir auch von zwei unserer Vorstände, Fabian Kesicki von der Wien Energie und Thiemo Püttmann von der Burgenland Energie. Die Anreise erfolgte per Zug, auch die lokalen Wege in Berlin konnten gänzlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden.

Green Energy Lab unterwegs mit der U-Bahn in Berlin

Die erste Station unserer Weiterbildungsreise war der „Maschinenraum“, der sich als geteiltes Ökosystem für Transformation und Innovationen von Familienunternehmen begreift. Im Maschinenraum finden sich über 70 deutschsprachige Unternehmen mit insgesamt 450.000 Mitarbeitenden zusammen, um sich zu vernetzen und Erfahrungen, Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen miteinander zu teilen. Wir konnten mit Vertreter:innen des Maschinenraums in Berlin darüber diskutiert, wie man eine so große Zahl an Familienunternehmen in einem Innovation-Lab zusammenbringt und diese an Herausforderungen arbeiten lässt, die branchenübergreifend oft sehr ähnlich sind, etwa die Einführung von SAP 4/Hana, die Gestaltung von Karrierewegen oder die Organisation von Innovationsarbeit.

Bei Siemens Energy entsteht eine Fertigungslinie für Wasserstoff-Elektrolyse-Stacks

Produktion von Wasserstoff-Elektrolyseanlagen
Bei Siemens Energy hatten wir die Gelegenheit, den Aufbau der PEM-Elektrolyseur-Produktionslinie im industriellen Maßstab zu sehen, die noch 2023 offiziell eröffnet werden soll. In Berlin gefertigt werden künftig standardisierte Elektrolyse Stack-Module, die je nach gewünschter H2-Produktionskapazität einer Elektrolyseanlage aneinander gereiht werden können.

Industrieproduktion in der Großstadt: In der Huttenstraße werden seit über 110 Jahren Turbinen gefertigt

Außerdem hatten wir vor Ort die Gelegenheit, die Produktion von Gasturbinen zu besichtigen. Auch wenn sich die europäische Politik langfristig von Gas als Energieträger verabschieden möchte, ist diese Technologie zur Stromerzeugung nach wie vor vielfach im Einsatz und zumindest aktuell unverzichtbar. Bereits jetzt ist es auch möglich, in Gasturbinen Wasserstoff beizumischen. Wie in der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage von Wien Energie, dem Kraftwerk Donaustadt, unlängst im Test bewiesen, wäre mit entsprechenden Adaptierungen einer Anlage schon heute eine Beimischung von 15 % Wasserstoff möglich. Sofern dieser Wasserstoff auch klimaneutral erzeugt wird, kann dies einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesystems leisten. Besonders spannend am Besuch bei Siemens Energy war auch der Werksstandort in der Huttenstraße, wo seit mehr als einem Jahrhundert die Industrieproduktion von Turbinen mitten in der Großstadt von statten geht.

Die KWK-Anlage Reuter West von Vattenfall speist Energie ins größte Wärmenetz in der EU

Größtes Fernwärmenetz in der EU
In der Anlage von Vattenfall in Berlin/Reuter-West erhielten wir Einblicke in die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage des größten Wärmenetzes in der EU. Entsprechend beeindruckend sind auch die technischen Basisdaten der Anlage: 564 elektrische und 878 Megawatt thermische Leistung werden mit gewaltigen Stahlkesseln generiert, die sich im Betrieb wärmebedingt bis zu einem Meter weit ausdehnen. Die Befeuerung erfolgt vor allem mit Steinkohle, es gibt allerdings bereits Pläne für eine vollständige Dekarbonisierung des gesamten Wärmenetzes bis 2040 – mittels Power-2-Heat-Anlage, Biomasseanlage und Großwärmepumpen.

EUREF-Campus Berlin

Micro Smart Grid am EUREF-Campus

Am EUREF-Campus Berlin tauschten wir uns mit der inno2grid GmbH von Schneider Electric über die neuesten Trends bei Smart Grids und Gebäudeenergiemanagementsystemen aus. Wir waren uns einig, dass erfolgreiche Innovationsarbeit erheblich von einem guten Fördermittelmanagement profitiert, ein ausgezeichnetes Verständnis der Geschäftsanforderungen bedingt und auf gute Business Intelligence/Foresight angewiesen ist.

PV-Paneele am Dach, darunter eine Strom-Tankstelle

Am EUREF-Campus selbst wird ein sogenanntes „Micro Smart Grid“ im Realbetrieb getestet. Eine Kombination aus PV-Anlagen, E-Tankstelle, smartem Gebäudemanagement und großem Batteriespeicher aus alten Traktionsbatterien von E-Fahrzeugen soll ein möglichst geschlossenes Energiesystem simulieren und den Eigenverbrauch von nachhaltig erzeugter Energie direkt am Standort erhöhen. Ganz ohne übergeordnetes Stromnetz, an das auch der Campus angeschlossen ist, geht es allerdings nicht.

Stationäres Batteriespeichersystem mit ausgemusterten Traktionsbatterien von E-Autos – Genau damit beschäftigte sich auch das Green Energy Lab-Projekt SecondLifeBatteries4Storage

Mit einer Vielzahl an Eindrücken und Erfahrungen im Gepäck ging es schließlich mit dem Nachtzug wieder zurück nach Wien.

Kontakt

Ludwig Fliesser

Communications Manager