Was sind Energiegemeinschaften und warum sind sie so wichtig?
Damit Österreich die angestrebten Klimaziele erreicht, gilt es auch beim Strom innovative Wege zu gehen. Wie diese aussehen könnten, zeigt Green Energy Lab.
Steckdose, Kabel, Handy aufladen: Läuft. Hand auf’s Herz, wann haben Sie zuletzt nachgedacht, wie der Strom bis zur Steckdose kommt? Dabei ist die Art der Stromversorgung ganz entscheidend dafür, etwa die im Pariser Klimaabkommen gesteckten Ziele einzuhalten. Im März wurde im Ministerrat das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) beschlossen. Damit wird bis 2030 jährlich eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um bis dahin 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Das EAG ermöglicht und fördert erstmals Energiegemeinschaften, die ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende sind.
Was sind Energiegemeinschaften?
Angenommen, auf dem Dach eines Einfamilienhauses ist eine Photovoltaikanlage installiert, die an sonnigen Tagen sehr viel Energie produziert. Daneben das Haus hingegen gewinnt Energie aus einem kleinen Wasserkraftwerk, insbesondere nach Niederschlägen. Sowohl das eine als auch das andere Haus braucht aber unabhängig vom aktuellen Wetter Strom. Mit dem EAG wird es nun erstmals möglich, Energie in der Gemeinschaft zu erzeugen, zu verbrauchen und zu speichern. Das kann im örtlichen Nahebereich sein oder auch überregional. Mehrere Bürger aus unterschiedlichen Bundesländern investieren gemeinsam in eine erneuerbare Energieanlage und verbrauchen den erzeugten Strom rechnerisch bzw. virtuell gemeinsam.
Welche Vorteile bieten Energiegemeinschaften?
Anstatt nur passiv Strom zu nutzen, wird die Bevölkerung aktiver Teil der Energiewende. Wer lokal erzeugte Energie aus der Energiegemeinschaft verbraucht, trägt zur lokalen Wertschöpfung bei und hilft beim Erreichen von Klimazielen. Energiegemeinschaften machen weniger überregionalen Stromtransport notwendig, was auch ein wichtiger Eckpfeiler im zukünftigen Energiesystem ist. Die Region oder Gemeinde wird autonomer, die Netzgebühren für Mitglieder geringer.
Innovative Beispiele aus dem Green Energy Lab – Projektportfolio
Das Projekt Blockchain Grid geht der Frage nach, wie die Netzeinspeisung von Strom, der von unterschiedlichen Erzeugern beispielsweise in einer Energiegemeinschaft produziert wird, am besten lokal gespeichert und verbraucht werden kann. 12 beteiligte Pilothaushalte produzieren Photovoltaik-Strom, speisen ihn für den späteren Abruf in den Gemeinschaftsspeicher ein oder bieten ihn innerhalb der Gemeinschaft zum Verkauf an. Klare Erkenntnis: Sobald es die rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben (Clean Energy Package), kann jeder Kunde pro Jahr 500 Euro sparen.
Das Projekt Regionale Erneuerbare Energiezellen untersucht in drei Musterregionen in Österreich, wie der Anteil erneuerbarer Energie in lokalen Energiegemeinschaften erhöht werden kann. Außerdem geht es der Frage nach, wie viel und welche Informationen die Bevölkerung benötigt und wie Vorbehalte (etwa gegenüber Kosten oder Datenschutz) abgebaut werden können.
SmartU ist die gemeinschaftliche Entwicklung einer Umgebung, die das volle Potenzial von Smart-Meter-Daten für alle relevanten Stakeholder, Endkunden, Energieversorger und Verteilnetzbetreiber ausschöpft. Für Betreiber von Stromnetzen ist beispielsweise die Sicherstellung der Netzstabilität und die Vermeidung von Stromausfällen von besonderer Bedeutung. Die echtzeitnahen Daten können allerdings auch eingesetzt werden, um Kunden bei einem nachhaltigeren Verbrauchsverhalten und beim Energiesparen zu helfen.
„Smart Meter liefern mit ihren Daten wertvolle Informationen für EndkundInnen, Netzbetreiber und Energieversorger“, so die Projektleiterin Patricia Jasek von Forschung Burgenland.
Vielversprechend ist auch das Projekt Hybrid LSC. Hier geht es einerseits um die bekannten Ansätze in Energiegemeinschaften durch Teilen von Energie, wie gemeinsame Energieerzeugung, – nutzung und – speicherung, und andererseits um gemeinsame Nutzung von anderen lokalen Ressourcen wie Wärme, Kälte, Mobilität, Wasser und Abfallentsorgung. Bei einem Standort in Wien z.B. fungiert erstmals die Bauteilaktivierung eines Gebäudes als Speicher für das öffentliche Fernwärmesystem.
„Um Siedlungsgebiete nachhaltig zu versorgen, braucht es einen optimalen Mix an technischen, ökonomischen und sozialen Maßnahmen“, erklärt der Projektleiter Georg Lettner von der Technischen Universität Wien.
Das alles folgt der Prämisse, dass die von Green Energy Lab unterstützten Lösungen Nutzen für die Endkonsumenten stiften. Für die Energiewende müssen die Innovationsprojekte die Marktreife erreichen. Bis 2025 werden dafür mehr als 150 Millionen Euro investiert – ein wesentlicher Beitrag für eine grünere Zukunft.
Detaillierte Beschreibungen von den aktuell laufenden Projekten sind hier zu finden: greenenergylab.at/projekte