ÖGUT-Umweltpreis für Zukunftsquartier 2.0

Was sind Plus-Energie-Quartiere und wie können sie als Energieerzeuger optimal in die bestehenden Energienetze integriert werden, ohne diese durch zusätzliche Erzeugungsspitzen zu belasten? Dies hat das Projekt Zukunftsquartier 2.0 erforscht und den ÖGUT-Umweltpreis gewonnen.

In den letzten Jahren wurden die nationalen wie auch städtischen Klima- und Energieziele stark angezogen: Auch Wien soll bereits 2040 klimaneutral sein. Die zur Dekarbonisierung des Energiesystems notwendige Zunahme an dezentral erzeugter, erneuerbarer, volatiler Energie einerseits, sowie Verbrauchsspitzen andererseits stellen aber nicht zuletzt öffentliche Netze vor große Herausforderungen. Sogenannte Plus-Energie-Quartiere* können im dichten urbanen Gebiet zu einer wesentlichen Netzentlastung beitragen, indem sie einerseits erneuerbare Energiepotentiale vor Ort bestmöglich ausschöpfen und andererseits den Verbrauch zeitlich an die lokale, klimafreundliche Energieproduktion anpassen. Darüber hinaus können derartige Quartiere auch Flexibilitäten für das öffentliche Netz bereitstellen.

Nach fast dreijähriger Laufzeit wurde das Projekt Zukunftsquartier 2.0 erfolgreich abgeschlossen.

Im Zuge der Planungsbegleitung eines realen, von Anbeginn an als Plus-Energie konzipierten Quartiers in der Pilzgasse in Wien Floridsdorf, haben sich die Projektpartner*innen intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie derartige Quartiere mit hoher Vor-Ort-Energieaufbringung in die bestehende Strom- und Fernwärmenetzinfrastruktur zum Vorteil und in Unterstützung dieser eingesetzt und betrieben werden können. Im Projekt wurde daher eine Methode entwickelt, wie sämtliche Bestandteile des Energiesystems vor Ort, z.B. Speicher und Energieerzeugungsanlagen, ausgelegt werden müssen, damit sie nicht nur optimal auf den lokalen Energieverbrauch der Bewohner*innen sondern auch auf etwaige Anforderungen aus den übergeordneten Strom- und Wärmenetze abgestimmt sind. Dadurch sollen die im Quartier geplanten Tages-, Wochen- und Saisonspeicher sektorübergreifend bei entsprechendem Bedarf in den Netzen zeitlich flexibel reagieren und Leistungsspitzen verhindern bzw. dämpfen können. Weiters wurde auch das geplante Haustechnikkonzept im Beispielprojekt sozialwissenschaftlich untersucht, um nutzungsfreundliche, umsetzbare Lastverschiebungsmaßnahmen, die Bewohner*innen akzeptieren und nicht überfordern, aufzeigen zu können. Ziel war die Schaffung einer „win-win“-Situation für Versorger und Netzbetreiber wie auch für Nutzer*innen, Investoren und Entwickler.

Ausgezeichnet mit dem ÖGUT-Umweltpreis 2021

Im seit September 2021 laufenden Nachfolgeprojekt „ZQ3Demo“ wird das Plus-Energie-Quartier Pilzgasse nun in seiner weiterführenden Planung, sowie dann auch während der Bauphase (geplanter Baustart im Sommer 2022) und einer mindestens einjährigen Monitoringphase begleitet. Mit dem Bau soll nicht zuletzt gezeigt werden, dass die Umsetzung eines klimapositiven Plus-Energie-Neubauquartiers in der dichten Stadt grundsätzlich technisch wie auch wirtschaftlich machbar und auch „kopierbar“ ist, und dass ein Zusammendenken und -planen von Klimaschutz, Wohnen und Arbeiten, wertvolle Synergien und Vorteile sowohl für ein Quartier aber auch für die städtische Energieversorgung schaffen kann. Im Kontext dieser Ambition wurde das Projekt Zukunftsquartier 2.0 in der Kategorie „Innovation und Stadt“ mit dem ÖGUT-Umweltpreis 2021 ausgezeichnet.

 

* Ein Plus Energie Quartier ist ein Gebiet, das strom- als auch wärmeseitig eine positive Energiebilanzaufweist, und in dem somit der Energieverbrauch (übers Jahr gesehen) vor Ort durch die lokale, erneuerbare Energieerzeugung gedeckt werden kann. Die Ausarbeitung der in ZQ2.0 verwendeten Definition erfolgte im FFG-geförderten Projekt Zukunftsquartier. Der Link zum Endbericht: Zukunftsquartier – Weg zum Plus-Energie-Quartier in Wien (nachhaltigwirtschaften.at)

Das Projekt findet im Rahmen von „Stadt der Zukunft“ statt. (https://www.nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz )