Leiht der Nachbar statt Zucker bald Strom? Studenten planen regionale Energieplattform
“Wir haben eine Möglichkeit geschaffen, Strom ein Gesicht zu geben”, so beschreiben die Gewinner des diesjährigen Green Future Hackathon ihr Konzept.
Im November hatte die österreichische Forschungsinitiative Green Energy Lab zu einem 24-Stunden-Hackathon eingeladen. 24 Stunden Zeit, kreative Vordenker und ein Ziel: grüne und nachhaltige Lösungen für Herausforderungen der Strombranche zu finden. 20 Teilnehmer, von Studierenden, Startups, technischen Professionals bis zu UI/UX Designern, arbeiteten Tag und Nacht an zukunftsweisenden Ideen. Gewonnen hat dieses Jahr ein 4-köpfiges Team junger Studenten mit dem Konzept für eine Plattform zur Optimierung von Energiegemeinschaften.
Strom lokal vom Nachbar beziehen
Die Idee hinter dem Konzept ist ähnlich dem Prinzip des Lebensmitteleinkaufes beim benachbartem Bauernmarkt statt bei internationalen Supermarktketten – die Ware greifbar und persönlich machen. Nach der Idee des Gewinnerteams, bestehend aus Felix Fally, Harald Reingruber, Max Brandts und Philipp Hamann wird es eine Plattform geben, auf der sowohl Stromnutzer, als auch Stromanbieter registriert sind. “Der wichtigste Punkt bei unserer Plattform ist der Gemeinschaftsgedanke. Ich beziehe Strom von meinem Nachbarn, lokal und effizient”, so die Studenten. Lohnen soll sich das für beide Seiten, so können die Strompreise für den Strombezieher so sinken und der Stromgeber mit seiner Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat bessere Konditionen und kann seinen Strom verkaufen.
Doch die Plattform reizt nicht nur wegen ökonomischer Gründe. Gemeinsam Teil der Lösung für die Energieproblem zu sein, werde die Menschen begeistern, ist sich das Gewinnerteam sicher. Statt dass jeder Mensch der kann, sich seine eigene Anlage auf das Dach baut, könnten so die Anschaffung und die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen und auch anderen Tools zum Erzeugen von erneuerbaren Energien ein Teil der Gemeinde sein und der produzierte Strom auch wirklich effizient genutzt werden.
Follow-up bereits im Gespräch
Das Konzept selber soll nach Aussagen der Studenten kein reines Gedankenkonstrukt bleiben. Bereits jetzt seien Gespräche wegen eines Follow-ups im Gange und die Plattform soll nach Vorstellungen des Teams bald Form annehmen. Im Konsortium des Green Energy Labs sind auch große Energieanbieter vertreten. Nach einer Gesetzesnovelle soll es bereits ab 2020 Energiegemeinschaften in Europa geben. Daher ist das Interesse der Energieanbieter auch entsprechend groß, auf diese Änderung vorbereitet zu sein. Bei dem Konzept der Studenten bleiben diese nicht unbedacht: “Die Idee basiert grundsätzlich auf dem Gedanken, dass es trotzdem Stromanbieter gibt, als Backup. Zu Zeiten wo kein oder nicht genug Strom produziert wird, werden dann diese genutzt.”
Digitale Veranstaltung als Herausforderung
5.500 Euro Preisgeld und ein Gewinnerpackage bestehend aus Sekt und Orangensaft frei Haus, erhielten die Erschaffer der Plattform, von der auch bereits ein Prototyp existiert. Diese kannten sich vorher nicht und wurden erst innerhalb dieser 24 Stunden, jeder vor seinem Bildschirm in den eigenen Wohnungen, zu einem Team. Abgehalten wurde die Veranstaltung inklusive der Preisverleihung rein online. Das hat die Aufgabe nicht erleichtert: “Das Digitale war schon ein wenig ermüdend. Im Endeffekt haben wir wahrscheinlich 18 Stunden auf den Bildschirm geschaut und Zoom offen gehabt”, so das Gewinnerteam. Trotzdem würden sie an einem solchen 24-Stunden-Hackathon immer wieder mitmachen.
Bis 2025 Investitionen in Höhe von 150 Millionen geplant
Veranstaltet wurde das Event vom Green Energy Lab. Dieses ist das größte Innovationslabor für nachhaltige Energielösungen in Österreich. Mehr als 200 teilnehmende Partner aus Forschung, Wirtschaft und dem Bund erwecken gemeinsam mit Wien Energie, EVN, Energie Burgenland und Energie Steiermark neue Ideen zum Leben. Durch den direkten Zugang zum Kernmarkt der Landesenergieversorger können Neuentwicklungen unmittelbar in großen Dimensionen getestet werden. Bis 2025 sollen 150 Millionen Euro in innovative Projekte im Rahmen des Green Energy Lab investiert werden.
Jasmin Spreer | Tech&Nature