Kundinnen und Kunden im Fokus
Das Green Energy Lab unterstreicht seine Rolle als anwendungsorientierte Forschungsplattform und zeigt auf, wie und warum KundInnen im Innovationsprozess stärker eingebunden werden sollen.
Das Green Energy Lab legte bereits in seiner Grundausrichtung den Fokus auf die EndkundInnen: Die Projekte im Rahmen der Forschungsinitiative sollen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen hervorbringen, die den KundInnen nützen. Zentral sind dabei die Anwendbarkeit der entwickelten Energielösungen einerseits und ihre Marktorientierung. „Im Mittelpunkt unseres Tuns stehen Kundinnen und Kunden. Ihre Bedürfnisse und Herausforderungen werden von Anfang an in die Projekte integriert und dies ermöglicht uns, Lösungen direkt zu testen und zur Markreife zu bringen“, sagt Raphaela Reinfeld, Obfrau und Sprecherin im Green Energy Lab.
Dieser Kundenfokus zeigt sich bereits in den laufenden Green Energy Lab-Projekten:
Blockchain Grid – In Zukunft soll man nicht nur eigene Verbraucher mit dem selbst erzeugten Strom bedienen, sondern ihn auch der Nachbarschaft anbieten können.
Beim Projekt „Blockchain Grid“ können beteiligte Pilothaushalte ihren selbst erzeugten Photovoltaik-Strom für einen späteren Abruf in einen Gemeinschaftsspeicher einspeisen oder, seit Kurzem, innerhalb der Gemeinschaft zum Verkauf anbieten. So entsteht ein Handel, der einen lokalen Abgleich zwischen Produzenten und Konsumenten schafft, die Stromkosten werden maßgeblich reduziert und das lokale Stromnetz entlastet.
Wie eine derartige lokale Energiegemeinschaft im Detail aussehen kann, wird schon im kleinen südsteirischen Ort Heimschuh bei 15 Kunden getestet. Es wurde dort ein System etabliert, das Kapazitäten und Lasten in einer Nachbarschaft flexibel zusammenbringen und abrechnen kann. Die Abrechnung wird via Blockchain organisiert, also jener Art von verteilten Datenbanken, die im Prinzip auch Kryptowährungen wie Bitcoin zugrunde liegen.
Für ein ökologisch orientiertes Energienetz ist es nicht nur wichtig, dass Haushalte Strom selbst produzieren, sondern dass die Energie auch lokal verbraucht wird. „Lokal“ bedeutet hier: im selben Niedrigspannungsnetz, also in jener Gruppe von Anschlüssen, die von ein und derselben Transformatorstation bedient werden.
Heat Water Storage Pooling – In der Windregion Burgenland werden mindestens 30 EinzelkundInnen und fünf mehrgeschoßige Wohnanlagen sowie ein Fernwärmenetz mit der Energiewarte des Energieversorgers verbunden.
Beim Projekt „Heat Water Storage Pooling“ wird die Speicherkapazität von Warmwasserspeichern genutzt, um die notwendige Flexibilität zu erreichen, die Strom aus fluktuierenden erneuerbaren Quellen (vor allem Wind und Photovoltaik) benötigt.
Während der Demonstrationsphase wird die Minimierung der Kosten für KundInnen aufgrund des optimierten Speicherbetriebs analysiert.
R2EC: Dezentrale Energiezellen
Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts R2EC mit Partnerorganisationen aus Norwegen, Belgien und Österreich, sollen dezentrale Energiezellen auf Basis erneuerbarer Energien simuliert und relevante Technologien getestet werden. Dafür wurden in Österreich drei Musterenergieregionen ausgewählt, um Realverbrauchsdaten zu sammeln und den Beitrag regionaler Energiezellen zum Gelingen der Energiewende zu erforschen. Das Projekt zielt direkt auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie in lokalen Energiegemeinschaften ab. Dabei soll die Region aber nicht nur autonom mit lokalen Erneuerbaren versorgt werden, sondern auch ein Beitrag zur Deckung des Verbrauchs anderer Regionen geliefert werden. Es werden dadurch ganze Regionen geschaffen, die eine bilanziell bis zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung vorweisen können.
In all diesen Projekten soll mit der Einbindung der EndkundInnen ein möglichst umfassendes Forschungsergebnis erzielt werden, das sich nicht zuletzt durch seine Anwendbarkeit, Marktorientierung und hohe Umsetzbarkeit auszeichnet. Die entwickelten Lösungen für das nachhaltige Energiesystem sollen dabei gegen die Klimakrise wirken, aber auch den Menschen nützen.