„Open Data Platform“ – Forschungsprojekt für nachhaltiges Energiemanagement

Das Projekt „Open Data Platform“ will mit hochgenauen Energieverbrauchsdaten und einem ausgeklügelten IT-Algorithmus KundInnen unter anderem beim Energiesparen unterstützen sowie Energieschwankungen und Lastspitzen prognostizieren und ausgleichen. Eine erste Testphase in Niederösterreich ist jetzt gestartet.

Wie ticken EnergieverbraucherInnen und was kann aus ihrem Verhalten, ihren Bedürfnissen und ihren Verbrauchsmustern hinsichtlich des Energiekonsums geschlossen werden? Wie können Analyse-modelle, die auf möglichst zeitnahen Daten basieren, Energieschwankungen vorhersagen, um eventuelle Lastspitzen auszugleichen?

Das Green Energy Lab-Projekt „Open Data Platform“ geht diesen Fragestellungen auf Basis eines interdisziplinären Ansatzes aus Energieversorgung, Forschung, IT und Sozialwissenschaften nach. Es ist im Jahr 2018 unter dem Dach der Forschungsinitiative Green Energy Lab gestartet und läuft noch bis Ende 2021. Die Projektkoordination liegt bei der TU Wien (Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe). Umgesetzt wird es mit der EVN, dem AIT Austrian Institute of Technology, AEE – Institut für Nachhaltige Technologien, twingz development, ms.gis Informationssysteme, der Karl-Franzens-Universität Graz und der Forschung Burgenland. Des Weiteren wird das Projekt von der Energie- und Umweltagentur NÖ, dem GreenTechCluster und der Energie Agentur Steiermark unterstützt.

Projektziele: Datenvielfalt, Algorithmus, Prognosemodelle und Energieeinsparungen

„Um das Energiesystem der Zukunft nachhaltig und effizient zu gestalten, müssen wir möglichst zeitnahe Prognosen von Energieerzeugung und -verbrauch erstellen können“, sagt „Open Data Platform“-Projektleiter Georg Lettner (TU Wien / wissenschaftliche Begleitung Green Energy Lab). „Dazu braucht es aber genauere Daten über Energieverbräuche als derzeit vorliegen. Vor allem, was deren Aktualität, aber auch was deren Quellenvielfalt betrifft“. Eine solche Datentiefe über den Energieverbrauch, besonders von Kleinverbrauchern, zu sammeln und abzubilden, ist Kern der „Open Data Platform“. Darauf aufbauend sollen verschiedene Verbrauchs- und Prognosemodelle entwickelt werden mittels derer Verbräuche – in einzelnen Haushalten wie auch skaliert auf ganze Regionen – vorhergesehen werden können. Energieschwankungen und Lastspitzen sollen so vermieden, Energiesysteme optimiert werden.

Analysiert werden nicht nur Gesamtenergieverbräuche, sondern auch Verbrauchsquellen (z.B. Haushaltsgeräte) und Produktionsquellen (z.B. Photovoltaik). Das bietet den KundInnen die Möglichkeit, ihren eigenen Energieverbrauch und das Zusammenspiel unterschiedlicher Energiequellen – etwa wann Energie von einer vorhandenen Wärmepumpe oder Photovoltaikanlage zugeschalten wird – zu optimieren. In Zukunft wäre so etwa vorstellbar, dass ein Algorithmus nicht nur erkennt, dass der Stromverbrauch in einem Haushalt plötzlich stark ansteigt, sondern auch, dass daran eine defekte Waschmaschine schuld sein könnte.

 Erste großflächige Open Data Platform-Testphase in Niederösterreich gestartet

Gemeinsam mit der EVN und über den digitalen Optimierungsassistenten „joulie“ ist die erste Testphase zur Datenerhebung für „Open Data Platform“ gestartet, mit mittlerweile schon über 120 aktiven Haushalten. Dieser Optimierungsassistent liefert im 15-Minuten-Takt Erzeugungs- und Verbrauchsdaten an den Energieversorger. Im Gegensatz zu Smart Metern kann damit die Energieverteilung auch gesteuert werden. Über eine eigene App haben die KundInnen stets die Kontrolle darüber, wie der selbst erzeugte Strom verwendet wird.

Das besondere an der „Open Data Platform“ ist der interdisziplinäre Projektansatz. Vonseiten der Sozialwissenschaften werden Interviews mit jenen Personen geführt, die schon den digitalen Optimierungsassistenten eingesetzt haben. Dabei gilt es herauszufinden, wer die Kundin oder der Kunde im Hintergrund ist, welche Bedürfnisse sie oder er hinsichtlich der Energieversorgung hat und welche Daten sie oder er bereit ist, an den Energieversorger zu übermitteln. In den kommenden Monaten sollen rund 250 neue AnwenderInnen gewonnen werden. Ihre Daten aus dem Optimierungsassistenten und den darüber hinaus geführten Interviews werden der erste Datensatz in der „Open Data Platform“ sein.

Ausweitung auf Green Energy Lab Region: Virtuelle Landkarte, die Energieflüsse abbildet

Ergänzend zu den derzeit erhobenen Daten werden Daten anderer Green Energy Lab-Projekte und Partner in die „Open Data Platform“ integriert werden. Mittelfristig soll damit eine virtuelle Landkarte entstehen, auf der die Energieflüsse in der Green Energy Lab-Vorzeigeregion (Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Wien) abgebildet werden. Bei allen Datensätzen steht eine zeitlich hochauflösende Datenvielfalt im Fokus. Schließlich ändert sich auch das Stromnetz sekündlich.